Anmerkungen zur Schreibweise des Namens Vinsson, Vinson, Vinçon |
|
Die Schreibweise des Namens wurde maßgeblich mit bestimmt durch den Pfarrer, der den Tauf-Eintrag in das Kirchenbuch vornahm. Die Pfarrer haben sich jeweils vorn in den Kirchenbüchern von Mentoulles eingetragen, daher lassen sich die Schreibweisen gut verfolgen. Ein kurzer Überblick über die Schreibweisen in Mentoulles:
|
Vinsson: Bis zum Jahre 1647 Vinson: Ab 1648 bis 1685 Vinçon: Ab 1690 Über die Zeit zwischen 1685 (der Aufhebung der Glaubensfreiheit in Frankreich) und 1690 (dem Beginn des "römisch-katholischen" Kirchenbuch in der Gemeinde) läßt sich nichts sagen. Im folgenden eine |
Aufstellung über die Pfarrer von Mentoulles und deren Schreibart des Namens. |
|
Ab 1.6.1629 Daniel PascalAlle Einträge werden "Vinsson" geschrieben. Dies endet mit: |
Vinsson letzter Eintrag 520, Anno 1645: |
Ab Juli 1648 Jaques PaponEr schreibt den Namen als "Vinson" |
Vinson erster Eintrag 614, Anno 1648: Vinson vorerst letzter Eintrag 883, Anno 1660: |
Nun kommt ein "Ausreißer", der aber gleichzeitig der letzte Taufeintrag dieses Pfarrers für den Namen Vinson ist.
|
Vinçon einziger Eintrag 937, Anno 1663: "Marguerite Vinçon, fille naturelle et legitime de Jaques Vinçon et Marie Bonnet, a esté présenté au St. Baptesme par Estienne Bonnet et Marguerite Vinçon le 22 Avril 1663." |
NB: Bei den Einträge 899 und 946 finden sich leere Bereiche im Manuskript für 1 bzw 2 Akte. Möglicherweise ist es ein Schreibfehler oder Eintrag durch einen "Fremden". |
18.1.1665 Letzter Eintrag durch J. Papon Danach beginnt bereits die Handschrift von Daniel Martin |
28.10.1665 Daniel MartinAuch er schreibt den Namen stets als "Vinson" |
24.11.1675 D. Martin + P. Bournatstets "Vinson" |
5.1682 D. Martin + Moutonsstets "Vinson" |
12.6.1685letzter Eintrag durch D. Martin |
20.6.1685 "unbekannt" |
(alle folgenden Einträge wurden von "unbekannter Hand" unterschrieben, beglaubigt durch ein Mitglied des "Consistoire" (Kirchenvorstand) und unterschrieben vom Ältesten Jean Pastre.) |
|
Hier findet sich nur ein Eintrag mit der "alten" Schreibweise "Vinsson" Eintrag 2566, 30.7.1685 |
Anno 1690 "extraits des premiers Registres du Prieuré de Mentoules (1689-700)" |
|
Hier wird nur noch die Schreibweise "Vinçon" verwendet. Anmerkung der "Société d’Histoire Vaudoise" 9.1.1690 zu Eintrag 14: Le Prieur altère l'orthographe des noms de famille, tels que celui de Conte, de Veillier, de Talmon etc., en écrivant Comte, Velier, Telmon, tandis que les individus portant ces noms continuent de signer pendant très-longtemps: Conte, Veillier ou Veilier, Talmon, etc. |
frei übersetzt: die erste Änderung der Schreibweise der Familiennamen, von Conte, Veillier, Talmon etc. in die Schreibweise Comte, Velier, Telmon, wobei die Träger der Namen lange Zeit weiterhin in ihrer gewohnten Weise unterschreiben, also: Conte, Veillier oder Talmon etc. Diese Anmerkung läßt sich übrigens auch auf die erste Änderung der Schreibweise von "Vinsson" zu "Vinson" übertragen, hier wurde in den Folgejahren stets noch mit "Vinsson" unterschrieben. |
1687 im Exil und danach |
|
"Eine zweiter Trupp im Exil, 56 Personen an der Zahl, treffen in Esterau gegen Ende Oktober 1687 ein." In der Namensliste wird an sechster Stelle aufgeführt: |
"Jean Vinson de 33 ans sa femme Marie Nevâche de 27 ans avec leurs fils Jean de 6 ans et Pierre de 4, qui s’établirent a Duremberg" |
Dies ist der Ursprung der Familie Vincon in Schwabendorf. In der Folge wird der Name dort trotzdem "Vinçon" geschrieben (sehr viel später zu "Vincon" vereinfacht). Da diese Schreibweise erst nach 1690 unter der römisch-katholischen Kirche in Frankreich eingeführt wurde, Jean Vinson aber zu dieser Zeit bereits ausgewandert war (inclusive dieser Schreibweise), läßt sich die Schreibweise so also nicht erklären. |
Zu dieser Zeit waren u.A. die Brüder Jean und Abraham zurück im Piemont, da sich die Lage dort vorübergehend entspannte. 1698 wurden aber alle Waldenser endgültig vertrieben und sie (die Brüder) siedelten sich in Waldensberg an, also nicht in Schwabendorf.
|
Wie nun kam die Schreibweise "Vinçon" nach Schwabendorf? |
|
Da die Familie sie nicht selbst mitgebracht hatte, wird wiederum ein Pfarrer Urheber der Veränderung gewesen sein. Daniel Martin erscheint unwahrscheinlich, da er (wie oben nachzulesen ist) den Namen 20 Jahre lang "Vinson" geschrieben hat! Es muß jemand sein, der entweder nach 1690 in Mentoulles, oder in einer anderen Kolonie von einer Familie, die nach diesem Zeitpunkt mit dieser Schreibweise ausgewandert ist, dies so gelernt haben. NB: es gab Vinson nicht nur in Mentoulles. |
Ein Blick in die Schwabendörfer Kirchenbücher fördert folgenden Einschnitt zutage: 1714: Batteme de Pierre Vinçon Le 1er Avril a été batisé un garçon a Pierre Vinçon & Marie Jeane sa feme qui ?? le nombre Pierre et a ete presente p Jean Arnaud & sa feme d'icy Pfarrer: unbekannt, seitdem dominiert "Vinçon". |
Anderswo... |
|
In Walldorf wurde der Name in der ersten dort geborenen Generation ebenfalls "Vinçon" geschrieben (lt. Datenbestand Harald Reviol), die nächste Generation allerdings kehrte zur Schreibweise "Vinson" zurück. | |
Weitere Gründe für eine neue Schreibweise |
|
Die deutsche Obrigkeit verlangte in einigen Gegenden eine "deutsche" Schreibweise, was zu "Vinson" und "Winson" zwang. Ironischerweise kam man hiermit der alten französischen Form wieder näher! |
Generell wurden Namen von Gerichtsschreibern etc. oft auch lautmalerisch geschrieben, daher konkurrierten die Schreibweisen oft miteinander. |
Friedhelm Haar Kirchhain, im Februar 2001 |