Altdeutsche Schrift

Wenn man Ahnenforschung oder Familienforschung betreibt und auf Quellen vor 1941 stößt, wird man nahezu unweigerlich mit der altdeutschen Schreibschrift konfrontiert.

Zum Lernen kann ich das Buch "Deutsche Schreibschrift" von Harald Süß empfehlen. Es gibt hierzu sogar ein Übungsbuch.

Einige gute Internetseiten erreicht man über AHNENFORSCHUNG.NET in der Rubrik "Schriftenkunde".


(Ahnenforschung)

Dieses Exemplar der Schrift ist ein Truetype-Font namens UN-Kurrent, den man sich hier besorgen kann. Auf den Seiten von Uwe Naumann findet sich auch historisches über Fraktur- und Kurrentschriften.

Mehr Verbreitung im Internet hat allerdings die Sütterlin-Schrift (meiner Meinung nach historisch und ästhetisch weniger bedeutend).

So schön diese Schrift auch ist, sie birgt beim Lesen Tücken. Einige von sich aus, einige durch Modeerscheinungen in der Schreibweise.

1. Beispiel

Z.B. wird das "c" vor einem "k" oder "h" ohne ein Häkchen oben geschrieben, wodurch es praktisch wie ein halbes "n" aussieht.


(Schenck Umkehr)

Es ist schier unmöglich, ein "mk" von einem "nck" zu unterscheiden (zumal in echter Handschrift). Jemand, der die Bezeichung "Schenck" nicht kennt, hätte also fälschlich "Schemk" gelesen...

2. Beispiel

Die Striche und Bögen über den kleinen Buchstaben als Falle:


(Aluminium)

Ja, hier ist das noch kein wirkliches Problem - aber wenn die Dokumente fleckig sind und die Striche nicht genau über den richtigen Buchstaben sitzen, kann es schon zu einem kleinen Rätselraten kommen!

Nächste Variante:


(Bauer Banner)

Über einem doppelten n oder m wurde oft ein Strich als Verdopplungszeichen gesetzt. Ist dieses jedoch nicht "sauber" gemalt, kann man es auch mit dem u-Bogen verwechseln.

3. Beispiel


(Schlohsapotheke)

Bis in das 19te Jahrhundert war das ß (sz) hier noch nicht verbreitet. Als Doppel-S am Wortende (hier: Schloss) wurde dann ein 'langes s' (wie oben in -forschung) und dann ein 'rundes/Schluß s' (wie hier) verwendet. Allerdings hat das 'lange s' eine gefährliche Ähnlichkeit mit dem 'h' [und wurde (wie hier) auch absichtlich falsch geschrieben], so daß die Frage auftaucht, ob 'hs' (gedehnter Vokal mit s) oder 'ss' (kurzer Vokal mit s) gemeint ist.

Obige Beschriftung findet man an einer Apotheke in Marburg/Lahn am Schloßberg, als Hinweis auf die alte Schreibweise und die lange Tradition. Hier ist aber eindeutig ein kurzer Vokal!? Bei Namensschreibungen weiß man aber oft nicht, wie der Name ausgesprochen wurde (kurz oder lang?).

Später wurden die Namen teils mit der 'hs' Schreibung weiterbenutzt, größtenteils aber mit 'ß' geschrieben. Problem auch hier wieder:

Faß (kurz)

Maß (lang)

kurzum: es bleibt schwierig...

Was soll die Frage?

Aufgetaucht war die Frage für mich persönlich, als in einem Kirchenbuch von Wolferode Anna Katharina Meß als Ehefrau von Johann Jost Seibel auftauchte:

=Mehs

Historisch entstanden als Verkürzung aus dem hier ebenfalls verbreiteten Namen Barthelmeß. Dieser wiederum durch Verballhornung des Namens Bartholomäus (ursprünglich lateinisch Bartholomeus). Heute noch als Meß existent und kurz ausgesprochen!

Und was lustiges:

Eine Anekdote am Rande: auf einer Abschrift, die mir vorliegt, hatte ein Standesbeamter kurzerhand den Namen in Meßmer umgeschrieben - er hatte wohl den Pausen-Tee schon vor Augen ;-)

Ganz wo anders:

Blicken wir mal kurz nach Irland, da hat man das "hs" auch geschrieben:

stammt direkt von der offiziellen Seite von Guinness

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